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Lexikon

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Lexikon

Fachbegriffe der Restaurierung

Restaurierung (nicht zu verwechseln mit Restauration)

Die Restaurierung beschreibt die Tätigkeit, Dinge unter Wahrung der Substanz für die weitere Benutzung zu erhalten. Sie folgt auf die konservatorischen, erhaltenden Maßnahmen. So kann die Restaurierung die Retusche von störenden Fehlstellen wie auch die Rückführung und damit das Wiedersichtbarmachen der ursprünglichen Darstellung und Funktion des Objekts bedeuten. Voraussetztung hierfür die Belegbarkeit vom ehemaligen Originalzustand, da die Restaurierung nicht durch freie Eigeninter-pretationen und persönlichem ‚Geschmack‘ verfälscht werden soll. Restauratorische Arbeiten gliedert sich, aufgrund des umfangreichen Fachwissens, in unterschiedliche Fachbereich wie Gemälde, Architekturoberflächen, gefasstes Holz/ Skulptur, Papier und Grafik,Textil, Glas, Fotografie und moderne Medien, Stein und Baudenkmalpflege etc. auf. Spezialisierungen helfen der Vielfältigkeiten und Weiterentwicklungen an alten wie neuen Materialien und deren Veränderungen, Schadensbildern, restauratorischen wie wissenschaftlichen Erkenntnissen gerecht zu werden.

Konservierung (lat. conservare für „erhalten, bewahren“)

Die Konservierung ist die Haltbarmachung von Gegenständen im gegenwärtigen Ist-Zustand, insbesondere von organischen Substanzen, mit Hilfe von Konservierungsmitteln und -verfahren für mehr oder weniger lange Zeit. Die Konservierung verhindert oder verzögert auf physikalische, auch chemische Weise Zerfallsprozesse, die durch Austrocknung oder Quellung, Oxidation, Enzymreaktionen oder Mikroorganismen wie Schimmel- und Hefepilze oder Fäulnisbakterien hervorgerufen werden. Im Gegensatz zur Restaurierung, verlang-samt die Konservierung den weiteren Verfall, ist also eher museal orientiert.

Präventive Konservierung

Die Präventive Konservierung umfasst alle Maßnahmen zur Verbesserung der Umgebungsbedingungen mit dem Ziel der Vermeid-ung von Schäden an Kunstwerken, historischen Ausstattungen und Gebäuden ohne direkten Eingriff am Objekt. Die Präventive Konservierung dient primär der langfristigen Erhaltung von Kunstwerken und zielt darauf, Schäden bereits im Vorfeld zu vermeiden bzw. das Schadensrisiko zu verringern. 
Sie vereint ganz unterschiedliche Themen: die Einflüsse und das Zusammenwirken von Licht und Beleuchtungen, Temperaturstabiltät und relativer Luftfeuchtigkeit, Schadstoffen in der Atmosphäre, Gefährdungen durch Schädlingsbefall, falscher Lagerung, Transport, Präsentationen in Ausstellungen und nicht zuletzt der Sicherheit für Mensch und Objekt. Weiterhin führt das Konzept die Prinzipien der regelmäßigen Kontrolle, das Monitoring, als den nachhaltigen Umgang mit Schadensvermeidung und Ressourcen zusammen.

Dokumentation

Die Dokumentation erfasst in Wort und Bild alle Teile des Restaurierungsprozesses. Dazu gehören zu Beginn die Untersuchung und Dokumentation des Istzustands, die Schadenskartierung, Ergebnisse und Befunde. Daraus wird das Konzept zur Konservierung bzw. Restaurierung entwickelt. Es bezeichnet im Detail die Maßnahmen zum Erhalt mit Arbeitsschritten und Verfahren.

Während des Restaurierungsprozesses können neuen Ergebnisse und Erkenntnisse dazu führen, dass das Konzept, die Maß-nahmen einer veränderten Situation angepasst werden müssen. Das sowie alle Ergebnisse zur Recherche und Objekthistorie, die Nennung von verwendeter Materialien und Methoden gehören zusammen mit der fotografischen Dokumentation (Vor-, Zwischen- und Schlußzustände) in die Dokumentation zum Abschluß der Restaurierung. Sie ist eine Art Expertise – ein wichtiges Zeugnis, dass zur Nachvollziehbarkeit der Restaurierung, zum Schutz des Kunstwerks und zum Werterhalt beiträgt.

 



Provenienz

Die Provenienz- und Sammlungsforschung beschäftigt sich in der Kunstgeschichte mit der Herkunft und den Eigentumsverhält-nissen von Kunstwerken und Kulturgütern. Die Provenienz führt zur historischen, ethischen, juristischen, ökonomischen und nicht zuletzt politisch überzeugenden Klärung der Historie von Kunstwerken. Der Nachweis der Provenienzen ist insbesondere bei Veräusserungen und für die sogenannte Raub- und Beutekunst bzw. die Restitutition von Bedeutung.

Auch für Kunstwerke aus Ihrem privaten Familienbesitz sind Historie und Herkunft gleichermaßen wichtig und spannend.

Beispiele:

Ein Druck zum Gemälde „Blick auf Dresden“

 

Dokumente wie handschriftliche Aufzeichnungen, Notizen und Nachweise zum Exponat,, z.B. direkt dabei oder später von Besitzern, Kunsthändlern etc. dem Exponat hinzugefügt, können hilfreiche Auskunft geben

Reversibilität

Meint das schadlose Rückgängigmachen aller Maßnahmen, die Wiederherstellungsfähigkeit des Originals, die zur Veränderung (auch insbesondere in der Restaurierung) am Kunstwerk beitrugen. Dies ist nötig und sinnvoll zum Erhalt der Originalsubstanzen, um Behandlungsfehler, Materialveränderungen und Langzeitschäden zu erkennen und zu vermeiden. Reversibilität ist eine Grund-anforderung an die Konservierung und Restaurierung, und der Denkmalpflege.

Malschicht

Bezeichnet die mehrfarbige (polychrome) Schicht, die Malerei auf Leinwand, Papier und Holztafel (-trägern). Der Schichtenaufbau bei Gemälden auf Leinwand und Holztafeln bestehen häufig aus Grundierungen, Mal- und Firnisschichten. Bei Mehrfachverwend-ungen eines Malträgers und Übermalungen, auch als Folge früherer Veränderungen und Restaurierungen, können mehrere Malschichten aus unterschiedlichen Zeiten übereinander liegen. Die zerstörungsfreie Untersuchung, ggf. auch die Identifizierung von Pigmenten und Malmitteln, geben Aufschluß auf den Malschichtaufbau, auf Herkunft, Entstehungszeit, Orginalität bzw. spätere Ergänzung, ggf. sogar als Nachweis zu einem bestimmten Künstler.

Craquelé (frz. Krakelee) bei Gemälden

Craquelés sind alters- und/oder materialbedingte Sprünge in den Mal- oder Firnisschichten. Das feine, gitterartige Erscheinungs-bild des Craquelés lässt häufig Rückschlüsse auf den Grund der Entstehung zu. Doch solange ein Craquelé nur eine altersbedingte Veränderung der Oberfläche bedeutet und keine Malschichtlösung oder gar ein Verlust zu befürchten ist, bedürfen Craquelés keiner Konservierung. Ein Craquelé ist in dem Sinne kein Schaden oder Schönheitsmakel, der aus restauratorischer Sicht behoben werden sollte. Er ist ein Altersmerkmal, der auch durch Fälschung mit gleichmäßigen Frühsprungrissen erzeugt werden kann (beispielsweise durch eine schnell trocknende, magere Malschicht auf einer langsam trocknende, ölhaltige Malschicht).

Polychromie (griech.)

In der Malerei und bildenden Kunst bedeutet Polychromie die mehrfarbige Gestaltung von Oberflächen. Farbige Flächen grenzen sich klar voneinander ab. Das Gegenteil zur Vielfarbigkeit ist die Monochromie. Die Polychromie findet sich in nahezu allen Epochen und Kulturbereichen wieder. Sie veredelt vielgestaltige Architekturflächen und steinerne Reliefs der Baukunst,  spätmittelalterliche Holzschnitzereien, Skulpturen der Renaissance aus Holz und Elfenbein, wo sie sich u.a. in mehrschichtigen Farblagen in Inkarnaten (Hautfarben) wiederfindet. Moderne Kunst, etwa die Künstlerin Niki de Saint Phalle, arbeiteten mit Mehrfarbigkeit als besondere Ausdrucksform Ihrer Kunst.

Gingen Farbigkeiten im Laufe der Zeit verloren, wie etwas bei Skulpturen der griechischen und römischen Antike, können diese auf Basis belegbarer Forschungen rekonstruiert werden.

Fassung (mittelhochdt. vazzen = fassen, erfassen, ergreifen)

Die Fassung bezeichnet die zumeist mehrschichtige polychrome Malschicht eines Kunstwerks, beispielsweise die farbige Gestaltung einer hölzernen Skulptur. Auch die Oberflächenveredelung durch Belegung mit Edelmetallen (Vergoldung/ Versilberung) des Kunst-werks gehört dazu. Historische Fassungen bestehen aus leimgebundenen Grundierungsschichten aus Kreiden und mehreren auf-einander abgestimmten Farbschichten.

Lüsterfassung

Die aus der Barockzeit stammende Lüsterfassung beschreibt eine Technik mit eingefärbten, opaken Firnissen (Lacke aus Natur-harzen). Farbintensive Lüsterlacke unterstützen die Wirkung der stofflichen Veredelung auf Polimentversilberungen. In Kombi-nation mit ornamentierten und punzierten Edelmetalloberflächen können so kostbare Brokatstoffe imitiert werden.

Vergoldung/Versilberung

Eine Vergoldung ist eine flächige Oberflächenveredelung bei der hauchdünne Blätter aus echtem Blattgold oder Blattsilber auf den Untergrund ‚angeschossen‘ werden. In Abhängigkeit der Legierungen aus Kupfer, Cadmium, Nickel u.a. ergeben sich ca. 20 Farbtöne. Man unterscheidet zwischen der edelsten und handwerklich anspruchsvolleren Polimentvergoldung und der Öl- und Mordantver-goldung. Erstere ist glänzenden und wasserempfindlich. auch arbeitsintensiver, während die Öl- und die wachsge-bundene Mordantvergoldung, matt und wasserunemfindlich sind. Der Unterschied besteht im Klebemittel, im Aufbau des Untergrunds, dem Träger und dem jeweils auszuwählenden Einsatz. Während eine Polimentvergoldung durch verschiedene Kreidegründe, einem Bolus/Poliment (farbige Tonerde) und einem schwach gebundenem tierischen Leim oder Eiklar aufgebaut wird, haftet die Ölver-goldung durch eine ölhaltige Anlegemilch oder Mixtion. Die Mordantvergoldung, die sich vor allem als malerisch ergänzende Technik zur partiellen Goldornamentierung, für Stuck- und Brokatmalereien eignet, haftet sowohl wässrig als auch mit Öl, Harz und Wachs (ab 19. Jh).

Bronzierung

Eine Bronze oder Bronzierung ist eine Erfindung des Malerhandwerks und diente zur Nachahmung alter Vergoldungen. Im Gegen-satz zur Echtvergoldung ist eine Bronzierung keine Oberflächenveredlung. Der metallische Glanz wird durch winzige Metallplätt-chen aus Bronze, Silber und Aluminium erzeugt und ist in einem wässrig- oder ölgebundenen Lackmedium (Bronzetinktur) ge-bunden. Dieses Dekorationsmittel fand im vergangenen Jahrhundert vielfältige und häufige Anwendung, u.a. auch zur Ausbesser-ung oder zum Überstreichen von bestehenden Vergoldungen. Bronzetinkturen zeichnen sich durch Oxidation bereits nach wenigen Jahren als nicht goldige, grünlich bis dunkelbraun erscheinende Flecken und Flächen ab. Durch den Auftrag eines stärker gebund-enen Lackes führen Bronzierungen häufig zu Beschädigungen an originalen Vergoldungen. Ihre Abnahme ist aufwendig, aber aus konservatorischer Sicht unbedingt zu empfehlen.

Retusche (frz. retouche = die Nachbesserung)

Die Retusche ist die farbige Ergänzung von Fehlstellen an der Fassung bzw. Malschicht. Ziel ist die Angleichung an das Original, eine rein ästehtische und restauratorische Maßnahme. Über Art und Perfektionsgrad der Retusche gingen die Fachmeinungen in früher-en Zeiten weit auseinander, da die Auslegung, insbesondere in Handwerkerkreisen, sehr großzügig gehandhabt wurde. Die Retusche sollte sich auf die Fehlstelle beschränken, sich optisch gut einfügen, reversibel und alterungsbeständig sein. Unterschied-liche Retuschetechniken wie die Neutral- oder Tratteggio-Retusche, ermöglichen einen differenzierten Einsatz, so dass die künstler-ische Bildaussage nicht verfälscht wird und sie den Blick des Betrachters nicht vom eigentlichen Bildinhalt ablenkt.

Auch Retuschen können sich, wie ein alternder Firnis, mit der Zeit farblich verändern und sich störend vom originalen Umfeld abheben.


Patina (ital. patina für „dünne Schicht“)

In Bezug auf die Konservierung/Restaurierung ist die Patina das Synoym für alle Alterungsvorgänge an Kunstwerken. Sie gilt als Beweis für das Alter eines Objekts, sofern die Patina nicht künstlich erzeugt wurde. Patina ist Teil des Kunstwerks. Solange Patina nur  eine altersbedingte Veränderung der Oberfläche ist und keine nachteiligen oder zerstörerischen Auswirkungen auf das Exponat hat, sollte mit ihr schonend umgegangen werden. Die Patina-Schicht entsteht aus den Verwitterungsprodukten der Oberfläche, aus Sedimentation von Schwebteilchen der Luft (Staub, Aerosolen) sowie den chemischen Reaktionsprodukten dieser Stoffe. So hat Patina viele Erscheinungsformen, die nicht immer zu gewünschten Veränderungen führen: der Firnis von Ölgemälden dunkelt nach, Fresken und Marketerien verblasen, Silber verschwärzt, Kupfer oxidiert zu einer grünen Schicht.

Das Lexikon dient der Unterstützung und Erläuterung diverser Begriffe. Es erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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