Restaurierung des 1612-13 entstandenen Altars des Bildschnitzers Hein Baxmann, Dreieinigkeitskirche Allermöhe-Reitbrook, Hamburg
„Ein Leben für die Kunst und das
kulturelle Erbe der Menschheit“
Im Wechselspiel und Zusammenfließen von Farbe, Licht und Materie entsteht die Kunst im Auge des Betrachters. Sie bereichert die Sinne, verschönert unser Leben. Sie ist Kraftquell, Freude und Inspiration, aus der Neues entsteht. Kunst ist Kultur, das menschliche Gedächtnis eines jeden Volkes und Ethnie. Sie zu schützen und für kommende Generationen zu erhalten, habe ich mir als praktisch wie akademisch ausgebildete Restauratorin zu meiner Lebensaufgabe gemacht. Ein lebenslanges Lernen, Feingefühl, Geduld, Wissenschaft, Kunstgeschichte und nicht zuletzt die Liebe zur Kunst sind unabdingbare Grundvoraussetzungen in der Konservier-ung und Restaurierung. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Kunstgut im Museum, in der Kirche oder bei Ihnen zuhause steht. Der ideelle Wert Ihres Kunstwerks ist mindestens genauso, wenn nicht sogar wichtiger als der Materielle am Kunstmarkt.
Die Präventive Konservierung ist der 1. Schritt zur objektgerechten, langfristigen Kunstguterhaltung. Die Konservierung bedeutet hingegen das Erhalten von originalen Substanzen und Materialien. Die Restaurierung geht darüber hinaus. Durch Freilegung, Ergänzung, Rekonstruktion, Retusche und Oberflächenveredelung kann die ursprüngliche Darstellung und Funktion des Kunstguts wiederhergestellt werden. Eine gute Restaurierung ist, wenn „nur“ so wenig wie nötig gemacht wird und das Kunstgut nicht „in neuem Glanz erstrahlt“.
Meine Arbeit erfolgt nach dem Ehrenkodex für Restauratoren und den aktuellen Grundsätzen der Denkmalpflege. Gleichwohl erfolgt eine Konservierung und Restaurierung selbstverständlich immer in Abhängigkeit der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Mit meiner Arbeit übernehme ich eine besondere Verantwortung für das Kunstwerk und Kulturgut gegenüber der Gesellschaft und der Nachwelt. Meine Aufgabe ist der Schutz, die Erhaltung und die Restaurierung des Kulturgutes, im Respekt des ganzen Reichtums seiner Authentizität und unter Wahrung seiner Integrität.
Die öffentliche Wahrnehmung unseres Berufs wird allzu oft übertrieben romantisiert, verklärt und reduziert auf das pinselhaltende Retuschieren an einer Staffelei oder das Transportieren eines Exponats mit weißen Handschuhen. Dabei ist die Konservierung/ Restaurierung so komplex und vielfältig, dass wir aufgrund der vielfältigen Materialien und Behandlungsmethodik in Fachbereichen arbeiten. Die stetige Professionalisierung führt, ehemals vom Handwerk ausgehend, seit über 40 Jahren einst vom Diplom- und seit 2002 zum Masterstudium.
Neben der praktischen Restaurierung von Exponaten verlangt die selbstständige Tätigkeit auch unternehmerische Fähigkeiten wie Organisation, Administration, Akquisition etc., und vorallem auch die Befassung mit unterschiedlichen, komplexen Themen, die Auseinandersetzungen mit neuen Werkstoffen und weiterentwickelten Restaurierungsverfahren, nicht zuletzt die eigene Fortbildung. Umso erschreckender ist die vielfache Falschdarstellung, auch Geringschätzung unserer Tätigkeit in der Medienwelt und in selbstgemachten Do-it-yourself-Filmchen, die die Einfachheit mit ein paar Handgriffen oder mit handelsüblichen Produkten suggerieren will. Nicht selten wenden sich verzweifelte Kunden, die durch Ihr Tun Ihr Gemälde irreversibel beschädigten, anschließend an RestauratorInnen.
Tun Sie sich und uns allen bitte den Gefallen, seien Sie zurückhaltend, bleiben Sie kritisch: nicht jeder kann und sollte Handanlegen an Kunst und Kulturgut. Unser kulturelles Erbe ist ein Schatz. Wäre es simpel, wäre es kein 5-jähriges Masterstudium zuzüglich Praxiserfahrungen! Überlassen Sie die Erhaltung von Kunst und Kulturgütern bitte Fachleuten, bestenfalls studierten RestauratorInnen, zu finden im Berufsregister des Verbandes der Restauratoren: https://www.restauratoren.de/restauratoren-berufsregister/
Bedauerlichweise fehlt uns noch immer ein bundeseinheitlicher Berufstitelschutz zur Qualitätssicherung, so daß sich jeder ‚Restaurator‘ nennen kann. Zusätzliche Verwirrungen stiften auch die neuen Handwerkertitel „Professional Bachelor/Master“, die den falschen Eindruck eines akademischen Grades nach Hochschulsstudium vermitteln, aber nichts anderes sind als Neubezeichnungen für Gesellen- und Meisterabschlüsse im Handwerk.
Lexikon
Zum besseren Verständnis habe ich einige Fachbegriffe der Restaurierung für Sie zusammengestellt und erklärt.